In meiner Zeit der Ausbildung zur Physiotherapeutin, hatten wir eine Dozentin, die uns immer wieder sinngemäß die Frage stellte:
Bist Du begrenzt oder begrenzt Du Dich selber?
Es meinte die Tatsache, dass ich entweder eine Art Handicap habe - eine Begrenzung tatsächlich durch das Außen, durch meinen Körper, eine Krankheit, ... Oder aber, dass ich mich selber begrenze.
Die Frage hat mich aus mehreren Gründen sehr berührt und bewegt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich das Privileg mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu begegnen, die nach der Norm der Schulmedizin und unserer Gesellschaft einem Handicap "unterlegen" waren.
Doch wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich mir nicht sicher, wer mehr einem Handicap zuzuordnen wäre: der Mensch mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung - eingeteilt nach der WHO oder der, der diesem begegnet oder diesen begleitet - oder einfach Mitmensch ist.
Meine Erfahrung, die ich gemacht habe, war außerweltlich.
Prägend.
Berührend.
Und löst bis heute in mir Demut aus. Demut vor dem Dasein, vor meinem und Deinem, der Begegnung und den Möglichkeiten, den göttlichen Funken, die wir alle in uns tragen.
Die Menschen, die ich in der Wohngruppe damals kennenlernen durfte, haben mich zum Lachen gebracht, haben mir gezeigt, was es bedeutet, im Moment zu sein und haben nicht "gelabert", sondern gemacht, um nach Brian Tracy Buchtitel* zu sprechen.
So ehrlich, pur und so vertraut. Ich werde Euch niemals vergessen: Gerdi, Ingo und Inga. Ich bin Euch zutiefst dankbar, ich habe viel von Euch gelernt.
Nun zu der Frage: Begrenzt Du Dich selber?
Da fallen mir eben diese Begriffe ein, die wir alle mal mehr mal weniger wie ein Hintertürchen nutzen, um nicht weiter zu gehen: "Ich kann ja nicht, weil..." - oder "Ich kann das erst machen, wenn..." - "Das geht ja nicht, weil ... "Das war noch nie da..." ... und so Schlawinern wir uns durch das Leben.
Der Satz der Dozentin hat sich dermaßen in mir eingebrannt, dass ich keinerlei "Ich kann ja nicht, weil" - "Gehabe" mehr bei mir und in meinem Leben zu lasse. Es war nicht immer ganz einfach, mich dabei zu ertappen und mich ohne inneren Kampf zu regulieren. Aber es hat sich gelohnt.
Und mein Leben ist dadurch um so viel reicher... nämlich um mich.
Wenn ich mir diese Überschrift und die Begriffe anschaue, die mir beim Überarbeiten der Videos aus der Trainingslager Zeit - für die Achtsamkeit von 2020 wieder in den Sinn gekommen sind, dann denke ich insbesondere an mein erstes Buch, das ich veröffentlicht habe.
Die Frage, die sich dort stellte, bezog sich eben auch auf diese Frage nach der Bregrenzung, hier auf der Erde. Und auf die Frage, warum eigentlich so viele Menschen wieder geboren werden wollen, wenn wir doch eh "nicht können, weil..." und immer jemandem im Außen suche und finden, dem wir die Verantwortung für uns, unsere Körper und unsere Gedanken abgeben.
Den wir "anhimmeln", zum Guru machen und leider nicht auf die Idee kommen, uns selber zum wichtigsten Menschen in uns zu sehen. Das führt vielleicht etwas weit an dieser Stelle.
Dennoch stellt sich außerdem die Frage:
Ist das wirklich wahr?
Nehmen wir mal Folgendes an:
Wir sind hier begrenzt durch Zeit und Raum, als Körper auf der Erde.
Doch sind wir es wirklich oder begrenzen wir uns selber?
Wenn wir mal ehrlich hinschauen, dann sind wir natürlich mehr oder weniger begrenzt, körperlich dem Raum zugeordnet zu sein, weil wir leider nicht wie Dr. Strange in Zwischenebenen - Spiegelebenen oder einfach mal durch ein selbstinitiiertes Portal zum Himalaja reisen können... oder doch?
Ok - nehmen wir den anderen Teil - wir sind endlich, wir werden geboren und mit der Geburt und dem Aufbau und der Funktionalität des Körpers befinden wir uns tagtäglich im Zerfall und gehen mit klarem Blick auf die Endlichkeit des Körpers zu. Früher oder später.
Doch ist es wirklich wahr, dass wir in die Endlichkeit des Daseins gepresst werden? Aus meiner Gedankenwelt heraus ist da ein Veto. Mein Geist und mein Sein ist für mich unendlich, grenzenlos.
Da können wir streiten oder philosophisch sein, ich für mich bin davon überzeugt, dass wir als Wesen nicht einzig auf der Welt sind, um eine Erderfahrung zu machen.
Dazu haben wir zu viele unentdeckte in uns schlummernde Potentiale und Fähigkeiten, zu viel Weisheit und Anbindungsmöglichkeiten.
Die Frage, die sich mir eher stellt, ist die Frage, ob wir uns und unser Sein nutzen - oder ob wir mit all den Aussagen, die ich eingangs erwähnte, nicht das Leben an uns vorüber ziehen lassen mit all den Verantwortungen und Entscheidungen, die wir anderen übergeben und nicht selber bei uns - Du bei Dir - behalten.
Das Vergleichen, das im "Wettbewerb-Sein" ist etwas, was uns immer streben lässt, nach etwas, was noch besser ist und noch höher. Das Göttliche, das wir über uns stellen und das uns immer wieder daran erinnert, dass wir klein und unfähig sind, im Angesicht der Größe und Vielfalt.
Wozu haben wir eine wundervolle Ära der Star Wars und der Avengers genossen und identifiziert - und wurden in diesem Denken genährt. Denn nur wenn wir auserwählt sind, dann können wir - ergo können wir ja nicht (müssen wir ja nicht) - weil wir nicht auserwählt sind?
Doch einige von uns haben sich bereits aufgemacht und suchen nach ihren Superkräften oder sie haben sich aufgemacht nach Mordor.
Zum Glück gibt es den Hobbit und die Trilogie: Herr der Ringe.
Darin sehen wir, dass es nicht immer die von uns Angebeteten und auf den Thron - Gesetzten sind, die ihr Potential leben und ausschöpfen.
Manchmal sind es die Wesen aus dem Auenland, dem Land der wunderschönen satten grünen Wiesen auf denen schwarz-bunte Kühe weiden, den blumengetränkten farbenfrohen Hügeln und dem selbstgebrauten Bier.
Komm´, lass uns die Regeln der Begrenzung brechen und wie die Wesen des Auenlandes zum zweiten Frühstück zusammenkommen und den Moment genießen.
*"Nicht labern - machen!"
Trainingslager der Achtsamkeit - eine Begleitung zu Beginn der Pandemie.
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